Dienstag, 29. Juni 2021

Wie man eine Kanzlerkandidatin zu zerstören versucht

Ich bin ja sehr bewusst nicht Mitglied einer Partei. Meine persönliche Idee von Politik ist halt mit den meisten Parteien nicht kompatibel. Allerdings kommen die Grünen dem noch am nächsten, was ich gerne erleben würde, bevor ich ans Ende meines Lebens komme. Ich fürchte aber, dass es sich nicht so entwickeln wird, wie es für uns gut wäre. Viel zu sehr ergehen sich Menschen in sturem Beharren auf einen Status Quo.

 

Das merkt man auch gerade am Wahlkampf. Was da in den letzten Wochen gegen die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ausgepackt wurde. Sie hat ihren Lebenslauf upgedated? Ist ja schrecklich. Außerdem hat sie Einkünfte zu spät gemeldet, obwohl sie sich nicht bereichert und nur den Fehler eines zu späten Meldens beging. Und angeblich soll sie auch keinen Studienabschluss haben.

 

Und jetzt hat sie auch noch ein Buch geschrieben und da angeblich abgeschrieben.

 

Nicht zu vergessen die Werbekampagne des INSM. Da werden Fake News an prominenter Stelle platziert, nur damit man gegen eine Partei und eine Person Stimmung macht. Während man an anderer Stelle alles tut, damit Fakten unterdrückt werden.

 

Wahlkampf im Kindergarten.

 

Ich hatte zumindest gehofft, dass das mal irgendjemanden auffällt. Und dass die Leute sich einen ablachen, wenn sie das sehen. Aber nein, man fängt an, das tatsächlich zu glauben. Vermutlich deswegen, weil man lieber nichts verändert. Ist bequemer.

 

Oh, hoppla, draußen sind Gewitter mit Starkregen, Überschwemmungen, heftigen Zerstörungen und Hagel?

 

Ist bloß Wetter. Hat nichts mit dem Klimawandel zu tun. Was kostet noch mal der BMW, den ich mir da neulich angeschaut habe?

 

Ich hatte gehofft, dass die Menschen das hinterfragen, was man über Baerbock liest. Die Medien haben es getan, mit etwas Medienkompetenz kann man da alles finden, was sie herausgefunden haben und was Annalena Baerbock entlastet. Aber es interessiert keinen.

 

Und damit geht sie zu Ende, unsere gute, alte Welt. Noch mal vier Jahre, und das dann auch noch unter einem inkompetenten Menschen wie Laschet, halten wir nicht aus. Erwachsene Menschen im Kindergartenmodus. Bloß nicht erwachsen werden, nichts dazulernen und schon gar nichts hinterfragen, auf keinen Fall das eigene Verhalten. Schadet der eigenen Bequemlichkeit.

 

Zum Thema Lebenslauf:

 

Ich habe auch einen online. Würde ich mich für das Amt des Bundeskanzlers bewerben, müsste ich den auch erst einmal updaten. Dass sie das tun muss, halte ich persönlich nicht für schlimm. Da macht man Dinge sehr viel größer, als sie eigentlich sein müssten.

 

Was hat sie genau gemacht? Sie hat in einer Sektion die Überschrift geändert. Sie lautet dort nun statt "Mitgliedschaften" nun "Beiräte, (Förder-)Mitgliedschaften, regelmäßige Unterstützung". Dazu hat sie besagte Mitgliedschaften konkretisiert. Sie hat aber nichts gelöscht, nichts weggelassen, nichts sinnentstellend verändert.

 

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/baerbock-lebenslauf-101.html

 

Ihr Studienabschluss in London

 

Baerbock hat an der London School of Economics einen “Master of Laws” erworben. Es wurde angezweifelt, dass sie wirklich einen solchen Abschluss hat, weil man als Voraussetzung für einen solchen einen Bachelor benötigt, den sie nicht hat. Das wird von Annalena Baerbock aber auch nicht behauptet. Sie hat ein Vordiplom an der Universität Hamburg erworben, das als Voraussetzung absolut ausreichend ist. Das hat sogar die konservative FAZ bestätigt:

 

https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/hoersaal/annalena-baerbocks-studium-in-london-master-ohne-bachelor-17336848.html

 

Diese „Enthüllung“ hat der gleiche vorgebracht, der jetzt auch behauptet, ihr Buch wäre teilweise abgeschrieben. Sein Name? Stefan Weber. Normalerweise untersucht der hauptberuflich Studienabschlüsse wie Doktorarbeiten auf Plagiate. Es ist sein Beruf, genau dies zu tun und es ist meines Erachtens schon die Frage erlaubt, wer denn der Auftraggeber ist und warum er nun plötzlich nach Auffälligkeiten in Online-Lebensläufen und Büchern sucht.

 

Aber das ist halt das Problem. Frau Baerbock ist ein recht unbeschriebens Blatt, da muss man kreativ werden, wenn man mit Schlamm werfen möchte. Und da ist offensichtlich jedes Mittel Recht. Je konstruierter, desto besser. Zumal man eine große Zahl an Grünenhassern hat, die vermutlich mit ihren überzüchteten Boliden und SUV ins Bett gehen und deshalb eine junge, intelligente, attraktive Frau als Bedrohung sehen, die ihnen in so vielem überlegen ist.

 

Fragile Männlichkeit halt.

 

Und bei Laschet so? Der hat in seinem Lebenslauf auch geschlampert. Da war eine Eintragung, dass er im Direktorium zur Verleihung des Aachener Karlspreises sitzen würde. Tat er, aber nur bis 2020. Genau diese Versäumnisse wirft man Baerbock vor, bei Laschet ist es nicht mal einer Erwähnung wert?

 

Schlimmer finde ich persönlich ja, dass er seinen Einsatz als Dozent an der RWTH Aachen aus dem Lebenslauf einfach gelöscht hat. Da hat er nämlich mal Klausuren schreiben lassen. Sie sind ihm dann verloren gegangen und er hat die Noten für die Schüler einfach ausgewürfelt. Als man ihn erwischt hat, ist er schnell als Dozent ausgestiegen und hat die Episode aus seinem Lebenslauf getilgt. Das zeigt eine charakterliche Eigenschaft von Laschet und ist meines Erachtens schon was anderes als das, was die Änderungen im Lebenslauf von Baerbock zeigen.

 

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/armin-laschet-gab-offenbar-lehrtaetigkeit-im-lebenslauf-nicht-an-a-f3958c92-c7cb-433a-bc97-76dee9a60ba9

 

Eine andere Dimension ist der „Skandal“ um die verspätet gemeldeten Sonderzahlungen, die Baerbock zu verantworten hat. Da waren Zahlungen von ihrer eigenen Partei an sie geleistet worden, die sie über die Jahre 2018, 2019 und 2020 einfach vergessen hat, bei der Verwaltung des Bundestages anzugeben. Das ist ein Versäumnis, das man ihr schon vorwerfen kann. Immerhin geht es dabei um 25.000 Euro.

 

Allerdings muss man auch sagen, dass sie sich damit nicht bereichert hat. Es sind Zahlungen geflossen, die ihr tatsächlich zustanden und sogar versteuert hat sie sie korrekt. Sie hat lediglich erst vor kurzem eine entsprechende Meldung an die Verwaltung des Bundestages gemacht.

 

https://www.tagesspiegel.de/politik/verspaetete-meldung-von-nebeneinkuenften-baerbock-ist-den-eigenen-anspruechen-nicht-gerecht-geworden/27212020.html

 

Man kann das sicher diskutieren, aber ich muss schon sagen, dass ausgerechnet eine Partei, die immer noch einen Scheuer in ihren Reihen duldet, der Milliarden mit seiner Maut zum Fenster hinaus geworfen hat und auch eine von der Leyen nicht aus der Partei ausschließt, obwohl sie scheinbar ohne Millionenteure Berater keinen Schritt machen kann, da besser den Ball flachhalten würde. Ja, die Grünen möchten, dass sich hier Dinge ändern. Sie möchten, dass es transparenter wird, und sie hat einen Fehler gemacht.

 

Aber auch die Grünen sind nur eine Partei, die seit 40 Jahren dabei ist. Da sind auch nicht alle perfekt, da sind auch Menschen, die Fehler machen. Und wenn ein Herr Laschet Fehler in seiner Steuererklärung macht, ist das scheinbar keine größere Erwähnung wert? Frau Baerbock muss die Jungfrau von Orleans sein, perfekt und makellos, aber der im politischen Betrieb müde gewordene Herr Laschet, bei dem ist das was anderes?

 

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/armin-laschet-machte-fehler-bei-seiner-steuererklaerung-13652262.html

 

Wenn ihr das jemand vorwerfen will, bitte. Aber für mich ist das kein Grund. So lange Maut-Scheuer, die Karliczek die ihrem eigenen Wahlkreis Fördergelder zuschustert, Nestle-Klöckner und der Lobbyvertreter Altmaier weiter machen dürfen als Minister wohlgemerkt, darf sie gerne weiter Kanzlerkandidatin bleiben.

 

Und dann kam die Werbekampagne, finanziert von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Wer die nicht kennt, das ist kein Versäumnis. Man sollte sich aber mal damit beschäftigt haben, damit man das einordnen kann. Hier der Eintrag in der Lobbypedia dazu:

 

https://lobbypedia.de/wiki/Initiative_neue_soziale_marktwirtschaft

 

Sie wird von den Unternehmerverbänden der Metall- und Elektroindustrie (Gesamtmetall), zu der auch die Automobilindustrie gehört, finanziert. Und warum die jetzt wohl was gegen Frau Baerbock und die Grünen hat? Vielleicht ja, weil sie es irgendwie doof finden, dass sie die Umwelt nicht mehr so ungestört zerstören können, wenn sich die Regeln dank der Grünen ändern. Da machen wir doch einfach eine Kampagne gegen Baerbock. An Geld fehlt es nicht, da kann gerne eine Anzeige mit vielen unbegründeten Angriffen in allen möglichen großen, überregionalen Zeitungen und im Internet veröffentlicht werden.

 

In dem Zusammenhang finde ich im Übrigen vor allem das Verhalten der „Zeit“ befremdlich. Die hat keine Bedenken gehabt, eine Online-Kampagne der INSM gegen Baerbock auf ihrer Online-Seite darzustellen. Als aber eine Gegenanzeige mit einigen Wahrheiten über Herrn Laschet und das Wahlprogramm der CDU kommen sollte, wollten sie nicht. So kann man sich auch lächerlich machen.

 

https://www.campact.de/union/?utm_campaign=google-cpc-&utm_medium=adwords&utm_source=google-cpc&utm_content=adgroup-130773032384&source=goAD-&bucket=goAD-&gclid=CjwKCAjwieuGBhAsEiwA1Ly_nUaLUHn6cEJKfrYRgdwl61OOe0qD40QstOCmWxZL2pjCghF_f4lHRBoC_4IQAvD_BwE

 

Plagiatsvorwürfe

 

Und jetzt also die angeblich nicht zitierten, kopierten Abschnitte in ihrem neuen Buch. Frau Baerbock und die Grünen gehen gegen diese neuen Anschuldigungen juristisch vor. Aber das ist zumindest zweifelhaft. Eine Sprecherin des Ullstein Verlag, der das Buch veröffentlichte, sagt dazu: "Die Aufzählung von allgemein zugänglichen Fakten ist ebenso wenig urheberrechtlich geschützt wie einfache Formulierungen, mit denen solche Fakten transportiert werden" und weiter: "Wir können keine Urheberrechtsverletzung erkennen."

 

In Fachkreisen gibt es da teilweise mehrere Meinungen, aber Tatsache ist, dass Annalena Baerbock hier keine wissenschaftliche Veröffentlichung vorgelegt hat, sondern ein Sachbuch und in einem solchen ein Quellenverzeichnis nicht zwingend nötig ist. Außerdem hat sie wohl weitgehend frei zugängliche Texte für ihre Recherchen verwendet. Die Website der Grünen etwa, Wikipedia oder Unterlagen von amerikanischen Behörden. Aussagen, die nicht nur frei im Internet zugänglich sind, sondern zumeist auch ganz allgemeine Aussagen zum Klimawandel sind, die in keiner Weise eine urheberrechtlich schützenswerte Höhe haben.

 

Als Anwalt wurde Christian Schertz eingeschaltet, der auch selbst sagt: "Ich kann nicht im Ansatz eine Urheberrechtsverletzung erkennen, da es sich bei den wenigen in Bezug genommenen Passagen um nichts anderes handelt als um die Wiedergabe allgemein bekannter Fakten sowie politischer Ansichten"

 

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-06/gruenen-kanzlerkandidatin-annalena-baerbock-buch-plagiat

 

Bei Baerbock wird aber alles gegen sie ausgelegt. Dass das einen Kampagnencharakter hat, ist meines Erachtens schon mehr als offensichtlich. Wer dahinterstecken könnte, sieht man eventuell an der erwähnten Anzeigenkampagne. Sie wurde von der INSM finanziert und es würde mich nicht wundern, wenn die einen Plagiatsprofi wie Weber beauftragt.

 

Wir werden es vielleicht nie herausfinden. Aber mal ehrlich, wer sich mit dem Gedanken trägt, die Grünen zu wählen, sollte sich davon nicht abhalten lassen. Frau Baerbock ist Kanzlerkandidatin, sie ist nicht die Partei. Wenn sie sich falsch verhält, wird sie als Person dafür zur Rechenschaft gezogen. Jeden Fehler gegen sie und ihre Partei zu verwenden, ist aber Kindergartenniveau. So wird ein Versprecher wie Kobold statt Kobalt dann ganz schnell mal zu einem politischen Instrument gegen eine Kandidatin, gegen die man sonst nichts findet.

 

Das meiste, was man gegen Baerbock vorbringt, hält einer näheren Überprüfung nicht stand und vieles andere wird maßlos übertrieben. Und das oft von Personen, die selbst in ihrer politischen Karriere alles andere als vorbildlich aufgetreten sind. Sollte diese Rufmordkampagne den Ausgang der Wahl beeinflussen, wäre das bitter.

 

Weitere vier Jahre orientierungslosem Herumtaumeln unter Finanzierung von Lobbys, die lieber den Status Quo erhalten wollen, bringt uns jedenfalls auch nicht weiter.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Warum Kobalt und Kinderarbeit nichts mit Elektromobilität zu tun haben

Unsere Welt verändert sich. Als im Jahre 1970 geborener Mensch, habe ich noch Zeiten erlebt, in denen ein Winter ein Winter und ein Sommer ein Sommer war. Da ist man im Winter mit einem halben Meter Schnee im Garten beschäftigt gewesen, hat ein Iglu gebaut oder einen Schneemann. Im Sommer hat man sich über das verregnete Wetter beschwert, an anderen Tagen ging es ins Freibad und man hat die heiße Luft genossen.

 

An die Umwelt hat man noch nicht so richtig gedacht.

 

Heute erleben wir, wie klimatische Bedingungen immer mehr in Extreme umschlagen. Im Jahre 2021 gab es noch keine so richtig zuordenbare Jahreszeit. Entweder ist es zu lange zu kalt, zu lange zu regnerisch oder zu lange zu trocken gewesen. Gewitterphasen dauern länger, Regen ist stärker geworden und führt schnell zu Erdrutschen und Hochwassern, auch in Gebieten, in denen man das bisher nicht kannte.

 

Woher kommt das, frage ich mich immer mehr?

 

Die Antworten geben einem zu denken. Also, mir zumindest. Bei manchen, denen ich so begegne, frage ich mich schon, in welcher Welt die leben. Da wird negiert und alles ganz weit weggeschoben und ich frage mich immer mehr, warum eigentlich? Wir können uns nur im Dialog weiter entwickeln. Probleme können gelöst werden, dafür sollten sie aber ernst genommen werden und nicht ignoriert oder gar negiert werden.

 

Eine dieser merkwürdigen Aussagen, die mir immer wieder begegnen, ist die, dass für die Produktion von Akkus für Elektroautos Kobalt eingesetzt wird, das aus Minen im Kongo stammt, in denen Kinder für dieses Kobalt arbeiten. Daraus leiten die Beitragenden nicht selten ab, dass es besser wäre, einfach so weiterzumachen, wie bisher und möglichst schnell irgendwas Mystisches zu erfinden. Wasserstoffautos zum Beispiel.

 

Leiden die alle an Realitätsverlust?

 

Richtig ist, dass ein Teil des gewonnenen Kobalts für Elektroautos aus dem Kongo stammt. Dort gibt es aber nicht nur wilde Minen, in denen Kinder arbeiten, sondern auch offizielle Minen, die meist von chinesischen Firmen betrieben werden. Kobalt wird auch nicht nur im Kongo abgebaut, sondern zum Beispiel auch in Australien. Beim Bau von Elektroautos wird durchaus darauf geachtet, woher das Kobalt kommt. Die Lieferketten müssten trotzdem sehr viel besser überwacht werden, denn natürlich kann es nicht sein, dass wir von der Arbeit von Kindern profitieren, um unser Luxusleben zu finanzieren. Das ist aber nicht nur ein Problem beim Elektroauto, sondern zum Beispiel auch bei Akkus in Smartphones und Handys, Kleidung, Sportschuhen oder ja, auch beim ganz normalen Verbrenner und dem Wasserstoffauto.

 

Was das Wasserstoffauto angeht, sollte man sich klar machen, dass der Wasserstoff über eine Brennstoffzelle Strom erzeugt. Auch in einem Wasserstoffauto kann ich diesen nicht direkt nutzen. Deswegen hat der nämlich auch einen Akku, nur wird der während der Fahrt durch die Brennstoffzelle geladen. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Wasserstoffauto auch Kobalt braucht. Etwas weniger, aber im Grunde ist es ohnehin nur noch eine Frage der Zeit, bis neuere Akkugenerationen existieren, die gar kein Kobalt mehr verwenden.

 

Um Wasserstoffautos soll es hier aber nicht gehen.

 

Zunächst mal sollten wir uns fragen, wofür Kobalt eigentlich eingesetzt wird. Nur für Akkus? Nein. Kobalt ist schon sehr viel länger im Einsatz, als es Elektrofahrzeuge gibt. Man hat Kobalt in Form von Oxiden, Sulfaten, Hydroxiden oder Carbonaten zunächst für hitzefeste Farben eingesetzt. Bei der Bemalung von Keramik und Porzellan kamen die zum Einsatz. Bekannt ist auch, dass es für Blauglas eingesetzt wurde. Das war bereits vor dem Jahr 1800 der Fall.

 

Später hat man dann erkannt, dass es auch bei der Produktion von Stahl recht hilfreich ist. Kobalt ist deswegen Legierungsbestandteil insbesondere in Schnellarbeitsstahl und Superlegierungen, die in Hartmetallen und Diamantwerkzeugen zum Einsatz kommen. Kobaltstähle werden für hochbelastete Werkteile eingesetzt, weil sie härter und widerstandsfähiger sind als normale Stähle. Sie kommen aber zum Beispiel auch zum Einsatz bei Ventilsitzringen, die in Verbrennungsmotoren Verwendung finden. In Motoren also, wie sie in jedem ganz normalen Auto, das mit Benzin oder Diesel betrieben wird, zu finden sind. Außerdem finden sie Verwendung im Flugzeugbau. Turbinenschaufeln von Flugzeugtriebwerken, aber auch Gasturbinen, sind mit Kobaltstahl gefertigt.

 

Häh? Hatten die Kritiker nicht gerade noch gesagt, nur wegen dem Elektroauto würde Kinderarbeit im Kongo betrieben? Und was würde es dann bringen, wenn wir mit den Elektroautos wieder aufhören? Für die Kinderarbeit im Kongo jedenfalls nichts, wie es scheint.

 

Noch interessanter ist, dass Kobalt auch als Katalysator zum Einsatz kommt. Und zwar bei der Entschwefelung von Benzin. Wer mehr wissen will, findet hier bei Wikipedia genauere Informationen. https://de.wikipedia.org/wiki/Cobalt#Verwendung

 

Natürlich steckt Kobalt in Akkus. Das tat es aber durchaus auch schon vor der Produktion von Elektroautos. Fast jeder hat heutzutage ein Smartphone im Einsatz, selbst vor dem Smartphone hat man bereits eine Menge davon in den Lithium-Ionen-Akkus von ganz normalen Mobiltelefonen verwendet.

 

Gestört hat es da keinen, wo das Kobalt herkam. Erst seit es Elektroautos gibt, scheint das plötzlich ein Problem zu sein. Warum eigentlich? Waren die Kinder vorher egal? Was hat sich verändert? Komisch ist, dass in Motoren eine ganze Menge an Mineralien, teilweise seltene Erden verbaut sind. Ich habe noch nie davon gelesen, dass das jemand interessieren würde. Fakt ist auch, dass die Förderung von Öl immer komplizierter wird und deswegen zum Beispiel für umfangreiche Verschmutzungen im Nigerdelta gesorgt hat. Der Abbau von Ölsanden in Kanada ist ebenfalls ein Beispiel für extrem Ressourcenverbrauchenden Abbau von Rohstoffen. Hier kommt zum Beispiel sauberes Trinkwasser zum Einsatz, das anschließend leider verschmutzt ist. Keiner scheint sich darum zu kümmern.

 

Bei Tesla ist es übrigens inzwischen so, dass die Akkus nur noch einen Anteil von 2,8 Prozent Kobalt enthalten. Über die Jahre hat es der Elektroautopionier verstanden, den Anteil deutlich nach unten zu bringen. BMW hingegen geht einen anderen Weg. Die kaufen den Rohstoff nicht mehr im Kongo ein, sondern in Australien. In neueren Akkugenerationen, die wohl ab ca. 2025 zum Einsatz kommen werden, ist gar kein Kobalt mehr enthalten. Hier kann man darüber nachlesen:

https://www.cleanthinking.de/schluss-mit-alternativen-fakten-wahrheit-ueber-lithium-und-kobalt/

 

Man sieht also, dass die Herstellung von Elektroautos durchaus einen anderen Ansatz verfolgt. Zumindest sind die Konstrukteure hier an Lösungen interessiert. Und natürlich muss man auch ganz klar sagen: Egal was die Unternehmen machen, das Problem der Kinderarbeit hat ganz andere Ursachen und muss an anderen Stellen bekämpft werden.

 

Kinderarbeit gibt es vorwiegend in Ländern mit großer Armut. Kinder müssen, anstatt in die Schule zu gehen, mithelfen, um die Familie zu ernähren. Das geschieht auf vielfältige Weise. Entweder müssen sie auf dem Feld mithelfen, oder in der Produktion von Textilien, die dann bei uns für billiges Geld verramscht werden. T-Shirts und Sportschuhe werden oft in Ländern produziert, in denen die Menschen keine große Wahl haben und die miesen Bedingungen genauso wie die Hungerlöhne akzeptieren müssen. Im Kongo ist es so, dass neben dem normalen Abbau hauptsächlich chinesischer Betreiber auch einige illegale Minen sind, die unter teilweise höchst gefährlichen Bedingungen mehr oder weniger mit bloßen Händen gegraben werden. Einen irgendwie gearteten Sicherheitsstandard gibt es dort nicht. Die Menschen klettern über Holzkonstruktionen in die Erdlöcher und wühlen sich durch das Gestein, bis sie das gefunden haben, was sie suchen. Nicht selten halten die kaum abgestützten Tunnel dem nicht stand und brechen ein, was immer wieder zu Todesopfern führt. Alles, weil man mit dem Kongo wenigstens ein klein wenig Geld verdienen kann.

 

Planet Wissen hat dazu einiges zu sagen: https://www.planet-wissen.de/geschichte/menschenrechte/kinderarbeit/index.html

 

Kinderarbeit ist letztendlich ein Kreis aus fehlenden oder mangelhaften Sozialsystemen, fehlende Bildung, Armut und Ausbeutung. Sie hat sehr viel damit zu tun, dass die westliche Welt seit Jahrhunderten in der ganzen Welt nach dem sucht, was sie selbst gerne nutzen würde. So sind damals die spanischen Entdecker mit Kolumbus und anderen spanischen und portugiesischen Entdeckern nach Amerika gekommen. Sie haben sich dort alles genommen, was sie wollten. Vor allem Gold, aber sie waren durchaus auch an Rohstoffen interessiert. In Form von Menschen zum Beispiel, die sie als Sklaven nach Europa verschleppten. Außerdem gab es in der alten Welt damals fast keine Bäume mehr. Da kam es ganz Recht, dass man in Amerika eine fast unberührte Natur fand. Natürlich nahm man nicht nur Gold. Es kam auch zum Austausch von anderen Dingen. Zum Beispiel nahm man sich einiges an unbekannten Pflanzen und brachte so die Kartoffel nach Europa.

 

Da gelassen hat man auch etwas. Etwa 90% der damals ca. 100 Millionen dort lebenden Menschen sind durch von Eroberern eingeschleppte Krankheiten gestorben, viele andere wurden schlicht getötet, während man sie ausraubte. Wir haben also schon damals auf Kosten der anderen luxuriös gelebt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich daran wenig geändert. Nur die globalen Herren. Einmal waren es die Portugiesen und Spanier, die die Welt unter sich aufteilten, dann kamen die Briten, die mit dem Commonwealth noch heute ziemlich aktiv auf diesem Planeten sind. Von den Bodenschätzen in einem bestimmten Land hat am wenigsten die dortige Bevölkerung etwas. Das ist ein ewiges und globales Problem.

 

Das aufs Elektroauto zu schieben, geht an der Realität aber weit vorbei. Wir Menschen sind nicht nur gut darin, den Planeten und seine Ressourcen gnadenlos auszubeuten. Wir haben auch schon immer den persönlichen Gewinn und die eigene Bequemlichkeit über den Schutz der Natur gestellt. Der wäre oft nicht mal so viel teurer, aber er würde den Gewinn schmälern. Und genau deswegen wollen diejenigen, die davon profitieren, nichts vom Schutz der Umwelt wissen.

 

Kobalt und Kinderarbeiten sind tatsächlich zwei Seiten der gleichen Medaille. Sie haben mit dem zu tun, was der Mensch am liebsten tut: Seine Umwelt ausbeuten, so dass wenige auf Kosten vieler leben können. Genau das tun die erdölerzeugenden Teilnehmer an diesem globalen Monopolyspiel. Es liegt durchaus nicht außerhalb jeglicher Vorstellungskraft, dass die das Gerücht gestreut haben, Elektromobilität wäre für Kinderarbeit verantwortlich.

 

Dabei wollen sie einfach nur sagen, dass man mit diesen blöden elektrischen Autos als erdölfördernde Firma und Mineralölproduzent so schlecht Geld verdienen kann.